10 Gründe warum alle Facebook verlassen.
Einst ein Forum zur Selbstdarstellung ist das soziale Netzwerk seit einiger Zeit, ich weiss nicht mehr genau seit wann, nur noch ein nervöser Tick. Eine Zwangsneurose, die ich so gut es geht versuche zu kontrollieren. Es passiert einfach nichts erfreuliches dort und die eigene Medienkompetenz ist in einem Maße gestiegen, dass ich mich dort nicht mehr mitteilen möchte. Dennoch gehe ich täglich unzählige Male auf mein Profil und aktualisiere den Trümmerhaufen, der sich Feed schimpft. Um möglichst wenig Grund dafür zu haben, habe ich bereits alle meine Bilder auf privat gestellt und die Kommentarfunktion meines Verlaufs deaktiviert. Ausserdem verberge ich bei der kleinsten Ärgerlichkeit jeden anderen Feed. Was bleibt also?
Einer relativ aktuellen Studie zu Folge verließen seit 2011 rund 11 Millionen junge Menschen die beliebteste Social-Media-Plattform der Welt. Es hat wahrscheinlich jeder schon einmal darüber nachgedacht ein für allemal zu kündigen. Es stellt sich die Frage: Was ist passiert? Es war doch einst alles so toll! Woran könnte es liegen, dass gerade junge Menschen Teil dieses Massen-Exodus sind, galt es doch kürzlich noch als sicherer sozialer Selbstmord keinen Facebook-Account zu besitzen.
10. Werbung.
Wenn nicht das Gesamtpaket so fürchterlich wäre, könnte man vielleicht darüber hinweg sehen aber so bringt Facebook mit Spam das Fass zum überlaufen. Es ist nicht möglich mal zwei Zentimeter zu scrollen, ohne mit gesponserten Posts oder empfohlenen Seiten zugemüllt zu werden. Die ständig wechselnden Seitenspalten seien in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt, ganz zu schweigen von den Schrottveranstaltungen, Kellerkombos oder sonstigem Slacktivism, mit dem einen die eigenen Freunde vollspammen. Wie auf der Kirmes oder in Lloret de Mar ist das. Zu allem Überfluss soll es demnächst noch total aufregende Video-Ads geben, die automatisch abgespielt werden. Danke aber nein Danke.
9. Datenschutz-Probleme.
Ist schon klar, dass es nichts umsonst gibt und dass die Funktionalität eine gewisse Personalisierung voraussetzt aber so ganz ohne Idee die Leute quälen ist echt uncool. Von der Verwendung von Usernamen und Profilbildern für Werbung bis zur Überwachung von Privatgesprächen zu Werbezwecken. Ausserdem die Tatsache, dass man die Kontrolle über all seine Bilder und Informationen endgültig abgibt: „Wenn du gehen willst, geh. Deine Daten bleiben allerdings hier.“ ist ein Grundsatz, der viele in die Flucht treibt.
8. Es ist die absolute Internet Sondermüllhalde.
Erinnerst du dich, wie du mal was irre Komisches auf YouTube oder Tumblr entdeckt hast? Und wie die Kuh dann gemolken wurde, bis auch der letzte Bauer nach Monaten irgendeinen Post damit verfasst hatte und man sich am liebsten die Augen auskratzen wollte, bevor man es noch einmal sehen müsste, weil es so dermaßen ausgelutscht war? Das ist der normale Kreislauf des Lebens eines Internet Meme, wie ihn jeder schon einmal beobachtet hat.
Wenn es durch alle Kanäle genudelt wurde, landet das Teil in der Regel auch irgendwann bei Facebook um dort einen grausamen, unwürdigen Tod zu sterben.
Man kann sich darauf verlassen, dass jedes Video oder Bild, dass man in seinem Feed sieht und das den Esprit seines Verfassers demonstrieren soll entweder völlig falsch verwendet wird, völlig unwitzig ist und zu 99% keine eigene Entdeckung oder Idee und somit ein völlig overpostetes Phänomen ist. Postillon und Schlecky Silberstein für Abiturienten (sind auch immerhin externe Links) sowie Das war ich nicht, das war schon so.-Facebook Gruppen für den Rest. Einfach nur „gefällt mir“ drücken reicht. Ist natürlich alles gleich stumpf.
7. Uns interessieren diese Menschen eigentlich gar nicht.
Jeder Trottel, dem man irgendwann mal besoffen über den Weg gestolpert ist, findet einen irgendwann auf Facebook. Von meinen 700+ Freunden interessieren mich vielleicht 70. Ich akzeptiere schon seit einiger Zeit nicht mehr jede trampelige Anfrage und bin schon genau so lange Feeds am verbergen, da mich die intimen Details der inkonsequenten Lebensstile meiner Bekannten einfach null interessieren.
Natürlich ist Facebook eine tolle Sache um mit Leuten in Verbindung zu bleiben aber öfter als einem lieb ist, bleibt man dort mit Leuten in Verbindung, mit denen man im echten Leben niemals in Verbindung treten wollte. Egal ob irgendwelche Cybermobs gegen Markus Lanz oder immer und immer weiter Sushi und Tatort am Sonntagabend. Ey sorry Eli Pariser aber an dieser Stelle mal ein Hoch auf die Filter Bubble!
6. Es macht uns unglücklich.
Naja, mich persönlich jetzt nicht so, weil mein Leben entweder so toll oder das meiner Freunde einfach noch erbärmlicher ist aber die Ergebnisse einer aktuellen Studie legen nahe, dass dem so sei. Weil jeder sich dort von seiner besten Seite zeigt und niemand seine Defizite und Misserfolge postet entsteht der Eindruck, dass alle ein erfüllteres Leben als man selbst führt. Was natürlich nicht stimmt und jeder, der einen dreistelligen IQ hat auch in der Lage ist, das zu durchschauen. Dann landet man aber ganz schnell wieder bei Punkt 7. Oder sucht das Weite.
5. Es entwertet unsere Beziehungen im echten Leben.
Mal abgesehen von den armen Irren, die jedem geistigen Impuls nachgeben den sie haben und ungefiltert jede Sekunde ihres nutzlosen Lebens posten: Es dürfte wohl so ziemlich jeder genervt davon sein, dass einem keiner mehr zuhört und das Smartphone (und damit oftmals auch Facebook) völlig unverhohlen zu jeder Gelegenheit mehr Beachtung erhält, als der Satz, den man gerade spricht. Darüber hinaus ist die Tatsache, dass man nichts mehr erzählen kann, da ja eh alles schon bei Facebook steht ein weiterer Downer. Wir denken in Updates und Likes, eine echte Unterhaltung möchte eigentlich niemand führen. Da die meisten User so vieles auf Facebook teilen, dürfte sich eigentlich niemand über einen Satz wie in etwa „Ja, ich sah das schon in deiner Timeline. Musst es mir nicht erzählen.“ eigentlich nicht wundern.
4. Es ist voller Menschen, die uns wahnsinnig machen.
Mal ehrlich: Obwohl man seine Geistesblitze und Informationen technisch gesehen mit jedem teilt den man geaddet hat, sind doch die meisten Posts eigentlich nur für einen selbst. Die große Illusion der Idee eines sozialen Netzwerks ist, dass andere Menschen sich für den banalen Bullshit genau so interessieren wie du. In Wirklichkeit wird ist dein ganzes Profil nur eine Jauchegrube des Narzissmus. Nirgends sonst ist dieser dermaßen manifest zu beobachten wie auf Facebook: Fishing for compliments, unsubtile Tiefstapelei, random emotionale Statusmeldungen ohne Kontext und Erklärung (und damit um Aufmerksamkeit flehend), endlos lange kultige Pinnwanddialoge, die man sich besser per Email, SMS oder am Telefon erzählen würde und nicht zu letzt die völlig uninformierte pseudo-edgy aber gruppenkonforme politische Meinung nach der niemand gefragt hat. Facebook ist ein niemals endender Abgrund der Selbstbesessenheit, der den hartgesottensten Zyniker zum Heulen bringt.
3. Es ist einfach nicht mehr cool.
Wer sich einmal auf irgendeine andere Social-Media-Plattform gewagt hat, wird schnell bemerken, dass über Facebook (etwas elitär, ich gebs zu) generell eher die Nase gerümpft wird. Auf Tumblr, Google+ und anderen ist die Facebook sucks!-Mentalität kaum zu übersehen. Im Ernst, Facebook hat seinen Coolness-Faktor längst verloren. Das ist ungefähr so wie Apple/Microsoft vor zehn Jahren. Oder MySpace/Facebook vor fünf. Dabei ist die Tatsache, dass mittlerweile die komplette bucklige Verwandschaft endlich auch einen Account hat nicht gerade hilfreich. Konsequenter kriegt man die Kids echt nicht vertrieben als mit den eigenen Eltern und Großeltern. Demnächst kreuzen die womöglich noch im Lieblings-Afterhour-Club auf. Tschüss ihr Trottel.
2. Es vernichtet Lebenszeit.
Es ist langweilig. Es nervt. Es ist deprimierend. Dennoch fühlt man sich irgendwie sozial gebunden und kommt nicht davon los. Vereinfacht gesagt, macht Facebook keinen Spaß mehr sondern ist zur Pflichtroutine geworden. Irgendwie Hausaufgabe und Procrastination zugleich, eine Routine, die uns die Zeit nimmt unendlich viele produktivere und interessantere Dinge zu tun anstelle des passiv/aggressiven Aufregens über uninformierte Status Updates. Es ist höchstens eine Alternative zum Zapping (Fernsehen, erinnert sich jemand?) und dem ständigen Gerenne in die Küche um in den Kühlschrank zu gucken obwohl nix drin ist. Zurück bleibt nur Frustration und Leere. Lebenszeit kriegt man nie zurück, für viele vielleicht ein Grund sich von Facebook zu verabschieden.
1. Es ist nicht alternativlos.
Facebook ist bei weitem nicht mehr die beste Lösung für so ziemlich alles, was man so tun möchte: Total crazy Fotos aus deinem Leben teilen bei denen nur die liebsten und engsten Freunden es hinkriegen Interesse zu heucheln? Instagram! Arty Fotos MIT pseudolyrischen Phrasen minus Eltern? Tumblr! Weltweite Aufmerksamkeit für Leute, die es interessiert? Twitter! Professionelles Networking? Google+ (die haben die bessere Suchmaschine und eine nicht zu ignorierende Videoplattform im Rücken) oder Linkedin. Dating oder wenigstens die Illusion, dass was geht? Tinder.
Sicher kann Facebook theoretisch von allem etwas, aber irgendwie dann doch nichts richtig. Individuen haben heutzutage sehr spezifische Bedürfnisse und Vorstellungen von dem Web, dass sie haben und in dem sie sich bewegen möchten. Wenn man sich nonstop durch einen endlosen Strom an ungeordneten Informationen stolzer fast Fremder quälen muss, kribbelt das irgendwie nicht mehr so wie früher.
http://www.youtube.com/watch?v=27lhZxFCQ7c
Word.
Alles andere scheint die bessere Alternative.